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zur ›kunst der fuge‹

seite V von VII

  
spaeter einer devise gleich ueber dem christusleben stehen wird: ›denn er hat seinen engeln befohlen  dasz  sie dich auf haenden tragen‹; bekannt als letztes wort des danach weichenden versuchers; mit ›der herr sprach zu meinem herrn setze dich zu meiner rechten…‹  dem beginn anderen eckpsalm CX hingegen bekannte christus  dasz er es sei  und brach das gespraech mit phariseern und sadduceern ab; zugleich aber ist das gegen schlusz erscheinende ›er wird trinken vom bache‹ pendant eines worts des deuterojesaia  dessen entrueckte stimme bach schon in koethen gelegenheit bot das worterfuellende movens seiner musik im geheimniszustand der sechs suiten fuer violondello solo auszusprechen; ergab sich noch der beginn mit  XL,1 ›troestet  troestet mein volk…‹ von selbst  so war doch das in der mitte des letzten kapitels LXVI stehende schluszwort der suite VI ›a cinq cordes‹ durchaus frei gewaehlt: ›siehe  ich breite aus den frieden bei ihr wie einen strom und die herrlichkeit der heiden wie einen ergossen bach‹; diesem also steht der schlusz des psalms CX korrespondierend gegenueber  und einmal mehr liegt auf der hand  was bach schon jahre zuvor bewog  die so umschlossene gruppe fuer sein ›opus magnum‹ zu bestimmen

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obwohl contrapunctus XIV mit ›er wird trinken vom bache auf dem wege‹ abzubrechen scheint  ist bach keineswegs ›ueber dieser fuge gestorben‹ wie der erst spaeter in leipzig eintreffende philipp emanuel hinter dem als ›opus fragmentum‹ notierten takt 239 vermerkte; jener ist vielmehr anschluszstelle zu weiteren fuenf takten im eigens hierfuer ab takt 62 der autographen vorstufe geaenderten und um die takte 75-78 erweiterten finale von contrapunctus I; mit diesen vier neuen takten 240-244 erklingt nun auch das auf ›beilage 3‹ noch fehlende schluszkolon CX,7 ›darum wird er das haupt empor heben‹; der tenor intoniert es in der unveraenderten gestalt des ersten themas  genau so  wie es in contrapunctus I takt 1-4 von der altstimme vorgetragen wurde
 
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schon erblindend revidierte bach die 1747/48 im stich erschienenen fuenf canonischen ›veraenderungen ueber das weihnachtslied vom himmel hoch da komm ich her‹; erst in dieser nach abschlusz der ›kunst der fuge‹ entstandenen reinschrift erhielt der besonders kunstvolle  wohl darum fuer die ›mizlersche societaet der musikalischen wissenschaften‹ an den schlusz

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